an der Johannes Kepler Universität Linz oder online
im Rahmen des Ars Electronica Festival 2021
an der Johannes Kepler Universität Linz oder online
im Rahmen des Ars Electronica Festival 2021
Zivilgesellschaftliches Engagement ist für eine pluralistische, offene und solidarische Gesellschaft unerlässlich. Sowohl in der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 als auch in der Coronakrise 2020 wurde deutlich, wie unmittelbar, effektiv und innovativ jene Initiativen, Vereine, NGOs, NPOs und Einzelpersonen – kurz all jene, die üblicherweise als die „Zivilgesellschaft“ gelten – zu handeln imstande sind.
Wie sieht die vielzitierte Welt nach Corona aus? Wie nutzen wir die Potenziale zivilgesellschaftlichen Engagements, sollte sich die Situation neuerlich verschärfen? Und welche Ansätze verhelfen zu einer nachhaltigen sozialen Innovation, die auch in Nicht-Krisenzeiten alle Teilnehmer:innen unserer Gesellschaft erreicht? Diesen Fragen ging das Symposium Die Zivilgesellschaft der Zukunft: Co-Kreation wirkt. mit vielen Expert:innen, Aktivist:innen und Entscheidungsträger:innen nach und versuchte, Instrumente und Strategien für eine nachhaltige soziale Innovation zu finden.
Die Teilnahme am Symposium war kostenlos. Alle Besucher:innen des Symposiums vor Ort erhielten ein kostenloses Tagesticket für den Bereich Kepler’s Gardens des Ars Electronica Festival 2021 am Campus der Johannes Kepler Universität.
Allerorts ist in letzter Zeit der Ruf nach neuen Deals sehr populär geworden; das spricht von einem wachsenden Bewusstsein für die Unabwendbarkeit von Veränderungen, aber wohl viel mehr auch von unserer Sehnsucht nach einfachen Lösungen, von der letztlich naiven Hoffnung, dass ein paar Verhandlungen und Vereinbarungen ausreichen würden, um die Schieflagen der aktuellen Entwicklungen zu reparieren. Wie kann also ein neuer Deal aussehen und wie sollen wir Deal in diesem Zusammenhang denn überhaupt verstehen?
Das war das Symposium Die Zivilgesellschaft der Zukunft: Co-Kreation wirkt.
Fotos: © Nell Leidinger
Graphic Recording: © Anita Berner
Hier gibt es die Möglichkeit, die Vorträge des Symposiums nachzusehen.
mit einer Videobotschaft von Bundesminister Wolfgang Mückstein.
mit Birgit Gerstorfer (Landesrätin Oberösterreichs für den Bereich Soziales), Anton Hörting (Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz), Gerfried Stocker (Künstlerischer Leiter der Ars Electronica), Klaus Ropin (Leiter Fonds Gesundes Österreich) und Nicole Sonnleitner (Geschäftsführerin Verein dieziwi.).
2020 wurde erstmals der Oö. Landespreis für soziale Innovation – dieziwi.21 – ausgeschrieben. Ziel war es, Ideen und Initiativen auszuzeichnen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, soziale Kontakte fördern, Partizipation ermöglichen, unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zusammenbringen und andere ermutigen, selbst aktiv zu werden. Die von einer Fachjury gewählten Gewinner:innen-Ideen werden im Rahmen einer Kurzvorstellung präsentiert.
Kaum je zuvor war die Zivilgesellschaft weltweit so gefordert, Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden und sich für ein friedliches, respektvolles und konstruktives Zusammenleben einzusetzen. In den USA etwa, die in den Trump-Jahren zu einem gespaltenen Land wurden, organisiert eine engagierte Frau Treffen zwischen kontroversen Gruppen, um sie miteinander ins Gespräch zu bringen und Aversionen abzubauen. Im Nahen Osten hat eine ambitionierte Hobbyköchin ein Food-Festival ins Leben gerufen, bei dem arabische und israelische Köch:innen gemeinsam traditionelle Gerichte zubereiten – mit der Zuversicht, dass gemeinsames Essen die Menschen verbindet. Im ländlichen Kenia, wo der Klimawandel Dürre und Missernten verursacht, geht ein junger Kleinbauer von Dorf zu Dorf, um seine Nachbar:innen von der Notwendigkeit lokaler Klimaschutzmaßnahmen zu überzeugen. Im Iran schließen sich Frauen zusammen, um gegen den Kopftuch-Zwang zu protestieren, in Ägypten unterstützen sie sich gegenseitig, um sich gegen sexuelle Übergriffe zu wehren.
Menschen verändern sich nur bedingt durch Corona. Es gibt kein „Erwachen“, kein „Age of Aquarius“. Die Pandemie hat jedoch neue Begegnungszonen geschaffen: so wurden zum Beispiel der öffentliche Raum und leere Ladenlokale verstärkt genutzt, Online-Begegnungsräume entdeckt. Welche neue Chancen bieten sich außerdem, um alte Strukturen zu ersetzen?
Die Digitalisierung ist auf Kooperation angewiesen: Algorithmen werden durch unsere Nutzung optimiert, Plattformen durch unsere Mitgliedschaft wertvoller und machen unser Leben komfortabler. Das Anfang des Jahrtausends im Vordergrund stehende Versprechen einer partizipativeren Gesellschaft, in der man „mehr für sich aber vor allem mit anderen machen kann“, hat sich allerdings nicht erfüllt. Im Gegenteil. Alternative Organisationsformen, sogar manchmal auf der „Flucht“ vor der klassischen Hierarchie entstanden, werden wieder kommerzialisiert (Crowdworking, Software, Lernen …). Gibt es in dieser Situation einer sich neu konstituierenden Gesellschaft noch die Möglichkeit zum kreativen Widerstand im Sinne von „To resist is to create, to create is to resist“? Oder führen Technologiemonopole, Klimakrise und Pandemien gar zu neuen Gesellschaftsformen, in denen wir selbst mehr „Transparenz“ fordern und uns digitale Technologien mehr oder weniger subtil steuern?
„Für fünf Euro im Monat wird der Fan zum Uli Hoeneß der Kreisliga“, sagt N24 und die BILD schreibt „Das gab’s noch nie: ein Fußballverein, der sich komplett virtuell von seinen Fans managen lässt!“ Hier wird der Fußballfan zum/r Manager:in eines ECHTEN Vereins und stellt die Mannschaft auf, entscheidet über den/die Trainer:in, die Finanzen des Vereins und vieles mehr …
Die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig es für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ist, diverse Unterstützungsangebote zu bekommen. Freiwillig Engagierte können einen enormen Beitrag leisten und eine wichtige Ergänzung im Bildungssektor sein. Der Verein „dieziwi – Die Zivilgesellschaft wirkt“ entwickelt gemeinsam mit talentify die digitale Lern-und Austauschplattform #zusammenlernen.
Ganz im Sinne von Co-Kreation steht bei dieser Plattform ein partizipativer Ansatz im Vordergrund, da jede:r die Möglichkeit haben soll, ihre/seine eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen einzubringen. Die Plattform wird unter Einhaltung wichtiger Qualitätskriterien gute Rahmenbedingungen bieten, sich ortsunabhängig zu engagieren – eine neue Möglichkeit für Online-Volunteering, das im Freiwilligensektor seit Beginn der Pandemie enorm an Bedeutung gewonnen hat.
Nicole Sonnleiter (Geschäftsführerin Verein dieziwi. – Die Zivilgesellschaft wirkt.) und Marina Wladar (CPO und Lead Kooperationen talentify GmbH) werden das zukunftsweisende Projekt vorstellen, erste Einblicke ermöglichen und aufrufen, ab Herbst Teil dieser Plattform zu sein.
Der Name ist Programm, denn das Projekt basiert auf dem Unterrichtskonzept des Service Learning. Hier wird gesellschaftliches Engagement mit fachlichem Lernen verbunden. Soll heißen: Studierende setzen sich für das Gemeinwohl ein und wenden ihr erworbenes Wissen, ihre persönlichen Kompetenzen in den einzelnen Sozialeinrichtungen an. Anschließend bringen Studierende ihre persönlichen Erfahrungen des sozialen Engagements in das Studium ein, diskutieren, reflektieren und analysieren theoriegeleitet.
Online-Zuseher:innen des Symposiums konnten während des Live-Streams per Kommentarfunktion Fragen stellen. Wir haben ausgewählten Fragen hier noch einmal gesammelt. Einige dieser wurden teilweise während der Vorträge beantwortet, teilweise baten wir die Vortragenden im Nachhinein, uns eine Antwort zukommen zu lassen.
Sibylle Auer, Caritas Freiwilligenzentrum Tirol Mitte am 11. September 2021
Christoph Klaus am 11. September 2021
S. Huemer am 11. September 2021
Soweit wir informiert sind, ist es zunächst geplant, dass der Wagen nur in und um Freistadt fährt. Aber wer weiß, vielleicht läuft das Projekt so gut, dass andere Initiativen ihn an anderen Orten umsetzen möchten! :)
Lydia M. am 11. September 2021
Sibylle Auer, Caritas Freiwilligenzentrum Tirol Mitte an Dr. Samochowiec am 11. September 2021
Wir haben uns in unserer Studie nicht explizit mit Minderheiten beschäftigt, weshalb ich nur ein paar allgemeine Überlegungen teilen kann. Zunächst ist bestimmt wichtig, die Eigenheiten der entsprechenden “Randgruppen” genauer zu kennen, um auch zu verstehen, was diese womöglich von einer Integration abhält. Bei ausländischen MitbürgerInnen gibt es manchmal sprachliche Schwierigkeiten, welche von einer Partizipation abhalten können. So habe ich von Elternberatungen gehört, die Beratungsgruppen ausschliesslich für ausländische Mitbürger anbieten, da sonst die gebildeten, einheimischen Mittelschichtseltern die ganze Zeit sprechen. Diese können sich auch viel besser ausdrücken. Das hat nicht nur eine kommunikative Ebene, sondern kann auch für die ausländischen TeilnehmerInnen mit Scham zusammenhängen. Doch gibt es andere Formen der Partizipation, die auch Menschen mit weniger guten Sprachkenntnissen einbinden können. Das Paradebeispiel dafür sind Sportvereine oder auch einfach Sportplätze für informelleres Zusammenspielen. Es gilt also, für jede dieser Randgruppen auch das richtige Angebot zu finden.
Wie gesagt, sind das eher ein paar Assoziationen. Dazu könnte man Doktorarbeiten schreiben und hat es genau genommen auch schon zuhauf getan. Die AutorInnen dieser Arbeiten könnten auch sicher kompetentere Antworten liefern als ich.
AS an Dr. Ayad Al-Ani am 11. September 2021
hier könnte man eigene Netzwerke aufbauen, die die Hierarchie ergänzen, aber mit ihr verbunden sind (Beispiel Lernen in Ergänzung zum traditionellen Institutionen) oder sogar eine eigene Micro Brand gründen, die mit der traditionellen Hierarchie nur lose verbunden ist (Beispiel Autokonzerne, die eigene Brands im Elektrobereich gründen). Wichtig ist, dass das Netzwerk eigene Ideen/Services entwickelt: to resist is to create
Sibylle Auer, Caritas Freiwilligenzentrum Tirol Mitte an Prof. Dr. Ayad Al-Ani am 11. September 2021
Hier kann man Angebote machen, damit sich diese Gruppen selbst organisieren. Beispiel eines öffentlichen Rundfunks, welcher benachteiligten Regionen und Gruppen hilft, eigene Webseiten zu erstellen.