Bitte beachte: Die Infos auf dieser Seite sind mittlerweile möglicherweise veraltet!

Das Projekt mitgehn wird von uns nicht mehr angeboten, aber von der Diakonie in veränderter Art weitergeführt.

Infos zu mitgehn vom Diakonie Flüchtlingsdienst
Für mich war die Rolle der Begleitung immer das Dabeisein. Dieses ‚Ich gehe mit dir, ich bin neben dir, ich bin deine Kraft von nebenan und ich verstehe dich, wenn du überfordert bist‘. Denn Erfahrung von Überforderung, Schlechtbehandlung und die Ohnmacht, die dadurch entsteht, die kennen wir alle.
– Erfahrungsbericht einer Mitgeherin
Vor dem Termin hatte ich schon große Angst, da ich nicht wusste, was da auf mich genau zukommt. Durch die Begleitung von mitgehn war ich einfach sicherer. Während des Termins tat es gut zu wissen, dass jemand neben mir sitzt, und die Angst war weg. Aufgrund dieser Erfahrung werde ich mitgehn wieder beanspruchen, wenn ich es brauche und es auch weiterempfehlen.
– Erfahrungsbericht einer Betroffenen

Menschen in prekären Lebenslagen erleben oftmals Situationen, in denen sie sich abwertend und ungerecht behandelt fühlen. Termine auf Ämtern und Behörden, aber auch bei Ärzt:innen, in Krankenhäusern oder bei Gutachter:innen können ein Gefühl der Beschämung auslösen, das nicht spurlos an den Betroffenen vorübergeht. Diese Erfahrungen führen zu Stress und gesundheitlichen Belastungen. Viele Menschen, die zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit, Armut oder eine sichtbare Behinderung benachteiligt sind, machen häufige und andauernde Beschämungserfahrungen.

Erfahrungen zeigen, dass es für alle Seiten positive Auswirkungen haben kann, wenn Menschen in schwierigen Lebenslagen bei derartigen „Gängen“ begleitet werden. Eine Begleitperson wirkt oft deeskalierend und gibt der begleiteten Person ein Gefühl der Sicherheit. Viele Betroffene haben aber nicht die Möglichkeit, bei sozialen Einrichtungen oder Peers eine Begleitung anzufragen. Darüber hinaus führen prekäre Lebenslagen häufig zur sozialen Isolation, wodurch es auch an Freund:innen oder Bekannten fehlt, die man diesbezüglich um Unterstützung bitten könnte.

Gemeinsam mit der Armutskonferenz starteten wir deshalb das Projekt mitgehn, bei dem Freiwillige zu Ämtern, Behörden, Terminen bei Gesundheitseinrichtungen, Schulen, Vermieter:innen, Arbeitgeber:innen, Banken, Versicherungen, sozialen Einrichtungen und vielem mehr begleiten. Die Begleitungen finden derzeit ausschließlich in Linz statt.

Worum geht es?

Freiwillige werden mittels einer zielgerichteten Einschulung, die mit Betroffenen erarbeitet und umgesetzt wird, auf die Begleitungen vorbereitet und können ihre Mitgehtermine individuell auswählen.

Für die Begleitungen erhalten die Freiwilligen einen Ausweis, auf dem die Kurzinfo zum Projekt, die rechtlichen Grundlagen sowie die Kontaktdaten des ulf angeführt sind. Den Ausweis können sie bei Bedarf bei Terminen vorweisen und ihre Anwesenheit legitimieren. Bei eventuellen Rückfragen kann auch das ulf gerne von Ansprechpartner:innen vor Ort kontaktiert werden.

Im Anschluss werden die Freiwilligen über mögliche Begleittermine verständigt und können sich melden, wenn sie einen Termin übernehmen.

Wer kann mitmachen?

mitgehn unterstützt Menschen, die von Armut bedroht oder betroffen sind, Menschen mit Beeinträchtigungen, psychischen oder chronischen Erkrankungen sowie Alleinerziehende unabhängig von Geschlecht, Alter, Sexualität oder Herkunftsland.

Die Betroffenen müssen ihren Begleitwunsch selbst telefonisch oder per E-Mail beim ulf bekanntgeben und für Rückfragen telefonisch zur Verfügung stehen. Terminanmeldungen von sozialen Einrichtungen, Angehörigen oder sonstigen Dritten werden nicht angenommen. Eine Garantie auf Begleitung von mitgehn besteht nicht. Je früher ein Termin bekanntgegeben wird, desto eher besteht die Möglichkeit auf eine Begleitung.

Die Freiwilligen sind mindestens 21 Jahre alt und sprechen gut Deutsch. Da eine klare Abgrenzung zu hauptamtlichen Tätigkeiten besteht, sind keine bestimmten Vorkenntnisse erforderlich.

Wie funktioniert es?

  1. Betroffene geben dem ulf telefonisch oder per E-Mail ihren Mitgeh-Wunsch bekannt: Termin, Dauer, Zweck, Treffpunkt, Kontaktdaten für Rückfragen
  2. Das ulf schreibt den Termin, Ort, Treffpunkt und Zweck an alle Freiwilligen aus, die für den jeweiligen Begleitbereich eine Einschulung absolviert haben.
  3. Ein:e Freiwillige:r meldet sich für die Begleitung des Termins an.
  4. Das ulf bestätigt dem/r Freiwilligen und Betroffenen den Termin und Treffpunkt.
  5. Freiwillige und Betroffene treffen sich maximal 1 Stunde vor dem Termin an einem konsumfreien Ort. Betroffene haben so die Möglichkeit, den Freiwilligen zu schildern, was ihnen bei deren Begleitung besonders wichtig ist und in welcher Form sie sich Unterstützung während des Termins erwarten. Auch die Freiwilligen können anhand einer vom ulf zur Verfügung gestellten Checkliste Fragen stellen.
  6. Gemeinsam geht’s zum Termin.
  7. Im Anschluss wird das Gespräch noch kurz gemeinsam reflektiert.

Bei mitgehn melden sich Freiwillige je nach Termin, Treffpunkt und Zweck beim ulf an. Das heißt, bei mehreren Terminen können Betroffene von unterschiedlichen Freiwilligen begleitet werden.

Aktuelles

Aktuelle Berichte, Neuigkeiten und Ankündigungen zum Projekt mitgehn:

Presseaussendung: Gemeinsam gegen Barrieren und Beschämung

19.10.2022

Hier gibt es vertiefende Materialien für Organisationen und Freiwillige, die sich bereits im Rahmen von mitgehn als Begleiter:innen engagieren oder das Projekt bei sich in der Organisation umsetzen wollen.

Vertiefende Materialien zu mitgehn

Das Projekt mitgehn – Gemeinsam gegen Barrieren und Beschämung ist ein Freiwilligenprojekt des Vereins füruns in Kooperation mit der Armutskonferenz. Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums und des Fonds Gesundes Österreich. Das Sozialressort des Landes Oberösterreich finanziert die nötige Infrastruktur für das Projekt.